RhB |
Rhätische Bahn - Stammnetz - Geschichte
Die Rhätische Bahn erfüllt in Graubünden Hauptbahnfunktionen, so wie die SBB in anderen Landesteilen der Schweiz. Mit ihrem derzeit 384 km langen Meterspurnetz erschließt sie alle Haupttäler des Kantons. Mit der Furka-Oberalp-Bahn und der BVZ Zermatt-Bahn stellt die RhB ein eigenständiges Schmalspurnetz von knapp 530 km Länge dar, das den schweizerischen Alpenraum vom Matterhorn bis zu den Gletschern der Bernina und den Weinbergen des Veltlin zusammenhängend erschließt. Die RhB ist eine unentbehrliche und umweltfreundliche Verkehrsschlagader, die das Bündner Straßennetz wesentlich entlastet. Die Strecken der RhB werden unterteilt in das Stammnetz (Betrieb mit Einphasen- Wechselstrom) mit der Vereina-Linie und die Gleichstromlinien Bellinzona- Mesocco (BM), Berninabahn (BB) und Chur- Arosa- Bahn (ChA) (Betrieb mit Gleichstrom unterschiedlicher Spannung). Diese Trennung ist historisch gewachsen und hat bis heute ihre Auswirkung auf Technik und Betrieb der einzelnen Strecken. Einzig die ChA wurde 1997 den Verhältnissen des Stammnetzes angepaßt, weist aber noch immer einige betriebliche Besonderheiten auf. Aufgrund der unterschiedlichen geschichtlichen und technischen Entwicklung wurden die Informationen über die RhB auf mehrere Seiten verteilt, unterteilt nach historischer Entwicklung. Ein eigenes Kapitel ist der 1999 eröffneten Vereinalinie gewidmet, die eigentlich zum Stammnetz gehört. Der eingewanderte Holländer Jan Willem Holsboer berief 1872 ein Initiativkomitee zum Bau einer Eisenbahnverbindung von Landquart nach Davos ein. Das erste Projekt sah eine Normalspurbahn vor, die jedoch nicht finanzierbar war. 1886 legte Holsboer ein neues Projekt vor, diesmal eine Schmalspurbahn mit Kosten von 5 Millionen Franken. Am 22. April 1887 wurde die Konzession für die Bahn erteilt; am 7. Februar 1888 wurde in Basel die Aktiengesellschaft "Schmalspurbahn Landquart- Davos" gegründet. Im Juni desselben Jahres begannen die Bauarbeiten, die schon 1890 beendet waren. Die Strecke wurde am 21. Juli 1890 eröffnet. Nach seinem Erfolg schwebte Holsboer ein einheitliches Schmalspurnetz für den gesamten Kanton vor. Er propagierte weitere Linien als Ergänzung zu seiner Landquart- Davos- Bahn. Der Sitz der LD von Davos erst nach Landquart, dann, 1890, nach Chur verlegt. Wegen der geplanten Netzerweiterung änderte die Gesellschaft am 25.6.1895 ihren Namen in "Rhätische Bahn". Die zweite Strecke des Netzes war die 1896 eröffnete Linie Landquart- Chur- Thusis. Diese 1903 durch die Albulabahn Thusis- Tiefencastel- Filisur- Albula- St.Moritz vollendet. 1908 nahmen die Verbindungsbahnen Davos- Filisur und Samedan- Pontresina ihren Betrieb auf. 1912 wurde die Oberländer Linie Chur- Ilanz- Disentis eröffnet. Die letzte von der RhB gebaute Strecke, die Engadin-Linie Bever- Scuol, nahm am 1.7.1913 ihren Betrieb auf. Urspünglich waren Fortsetzungen von Scuol nach Landeck in Österreich und von St. Moritz nach Chiavenna geplant. Durch die veränderte Weltlage nach dem Ersten Weltkrieg und das Aufkommen der Automobile verhinderten die Verwirklichung dieser Pläne. Lediglich die Stationsanlagen von St. Moritz und Scuol-Tarasp lassen noch heute erkennen, daß sie als Durchgangsbahnhöfe konzipiert waren. Bereits mit der Eröffnung der Engadin-Linie wurde diese elektrisch betrieben. Bis zum Jahr 1922 war das gesamte Netz mit Einphasen- Wechselstron 11 kV 16 2/3 Hz elektrifiziert. Bei den Triebfahrzeugen ging die Enwicklung schnell voran. Die Dampfloks der Gründerzeit waren schnell von den verschiedenen Prototypen Ge 4/6 von 1913 und von den Ge 6/6 I, die "Rhätischen Krokodile", verdrängt worden. Weiter ging es über die ABe 4/4 Triebwagen von 1939 zu den vierachsigen, laufachslosen Lokomotiven Ge 4/4 I von 1947. Für die steigenden Zuglasten am Albula wurden 1958 die Ge 6/6 II beschafft, die bis 1994 die stärksten Loks der RhB. Die zahlenmäßig größte Baureihe ist die Ge 4/4 II , die 1973 und 1984 in zwei Serien von insgesamt 23 Stück beschafft wurden. Die modernsten Triebfahrzeuge der RhB sind die zwölf 1994-1999 beschafften Ge 4/4 III, die auch mit Blick auf den Vereinatunnel beschafft wurden. |
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Autor: Stefan Dringenberg, letzte Änderung am 9. Oktober 2008 |