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Montreux-Oberland Bernois-Bahn - Beschreibung

Beschreibung | Fotos | Streckenverlauf und Daten | Index

Montreux am Genfer See ist nicht nur als klimabegünstigter Ferienort bekannt, hier beginnt auch eine 75 km lange Schmalspurlinie, die der unter dem Namen "Golden Pass" bekannten Voralpentransversale Montreux-Interlaken-Luzern bis Zweisimmen folgt und längs ihrer Linie weitere bekannte Ferienorte wie Château d'Oex, Saanen und Gstaad bedient. Fünf Regionen - oberer Genferseegegend, oberes Greyezerland, Pays d'Enhaut, Saanenland und oberes Simmental - werden von der Montreux-Oberland Bernois-Bahn erschlossen. In Chamby und in Montbovon besteht Gleisverbindung zu weiteren Meterspurbahnen, mit denen ein zusammenhängendes Netz von ca. 140 km Länge gebildet wird. Im Bahnhof von Montreux beginnt noch die schmalspurige Zahnradbahn zu den Rochers de Naye, die auch von der MOB betrieben wird. Die Schmalspurvielfalt wird durch die bekannte Museumsbahn Blonay-Chamby ergänzt.

Geschichte

Am 26. Juni 1899 wurde in Montreux die MOB gegründet mit einem Startkapital von 2 Mio. Franken; am 22.12.1899 erteilten die eidgenössischen Räte eine neue Konzession Montbovon-Zweisimmen. Die Linienführung nach dem genehmigten Projekt folgte im wesentlichen der heutigen Trasse, jedoch war vorgesehen, daß Gstaad nicht von der MOB, sondern von der in Planung befindlichen Bahn Aigle-Les Diablerets-Pillon-Saanen bedient werden sollte. Wegen Unklarheiten mit deren Konzesion wandte sich Gstaad an die Kantons- und Bundesbehörden, um zu erreichen, daß die kommende MOB-Linie durch Einschalten eine geringen Verlängerung von rund 3 km Gstaad mitbedienen würde. Dieser Forderung wurde nachgekommen, und im nachhinein stellte sich diese Änderung als eine für Gstaad glückliche Entscheidung heraus. denn die ASD wurde erst in den Jahren 1914-15 erstellt und kam infolge des ersten Weltkrieges nicht über ihren ersten Bauabschnitt nach Les Diablerets hinaus.

Der Auftrag für den Bau der MOB-Linie ging an die Pariser Firma Boyan, Boyer & Co. Am 10. April 1900 fand der erste Spatenstich statt und bereits am 17.12.1901 konnte der erste Abschnitt bis Les Avants in Betrieb genommen werden. Die weitere Strecke bis Zweisimmen wurde in mehreren Teilabschnitten fertiggestellt.

Am 5. Juni 1904 war ein weiteres Baugesuch für eine Eisenbahn von Zweisimmen nach Frutigen über Lenk, den Hahnenmoospaß und Adelboden eingegangen. In dieser Form ist das Projekt jedoch nie verwirklicht worden. Stattdessen erhielt die MOB am 30.3.1906 die Konzession für die Strecke Lenk-Zweisimmen, die am 8. Juni 1912 eröffnet wurde.

1906 versuchte die MOB ihre Linie in Montreux um 1,19 km bis zur Schiffslände zu verlängern. Das Verbindungsgleis vom Bahnhof Montreux zum See sollte mittels einer dritten Schiene auch von der Bahn Montreux-Glion mitbenutzt werden können; es ist jedoch nie verwirklicht worden. Stattdessen wurden 1906 bei der MOB (erstmals bei einer Schweizer Schmalspurbahn) drei Speisewagen in Betrieb genommen, die von der Firma F. Ringhofer bei Prag gebaut wurden und von der schweizerischen Speisewagengesellschaft betrieben wurden. 1911 kam ein vierter Speisewagen hinzu; zwei Salonwagen für die Touristen der Golden-Pass-Route wurden 1914 beschafft, wovon einer als Prototyp der vier Pullmann-Wagen des 1931 eingeführten "Golden Mountain-Pullmann Express" anzusehen ist. Leider verkehrte dieser Zug nur einen Sommer: Opfer der Weltwirtschaftskrise. Die Wagen gingen 1939 an die Rhätische Bahn, wo sie zum Teil noch heute verkehren. Die für den Zug beschafften Triebwagen (früher FZe) standen bis 1995 Dienst.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die MOB nach und nach technisch erneuert, teilweise wurde das Trassee in den engen Kurven gestreckt, bei Chamby wurde der Kehrtunnel erneuert. Neue Triebwagen wurden 1944 und 1968 beschafft, Pendelzüge 1976, neue Lokomotiven 1983. Im Jubiläumsjahr 1976 wurde auch der Grundstock gelegt zum Panoramic-Express der MOB: Der erste Aussichtswagen, As 110, entstand in der bahneigenen Werkstatt. Seither sind mehrere Zuggarnituren entstanden, die unter dem Namen "Panoramic-Express" verkehren. Im Jahre 1985 wurde der Super-Panoramic-Express eingeführt, bereits im ersten Betriebsjahr starke Beachtung fand. Der vorläufige Höhepunkt wurde im Jahre 1993 mit dem "Crystal-Panoramic-Express" erreicht, der mit modernstem Rollmaterial und der bis dahin schnellsten Schmalspurlok der Welt (110 km/h) ausgestattet ist.


Technik und Betrieb

Die MOB-Linie beginnt im Bahnhof Montreux auf 395 m Höhe. Montreux ist einer der wenigen Bahnhöfe Europas mit drei Spurweiten. Zudem kreuzen sich wegen der Umladenotwendigkeiten Normal- und Meterspur; die 80cm-Spur der Montreux-Glion-Bahn und die Meterspur der MOB haben Berührung, damit die Zahnradtriebwagen für die Hauptuntersuchungen und Reparaturen in der MOB-Werkstatt Chernex verladen werden können. Früher gab es sogar mit der MGl ein Dreischienengleis.

Von Montreux aus steigt die MOB in zwei weit ausholenden doppelten Kehrschliefen, um über Chamby und Les Avants teilweise mit bis zu 7,3 % Steigung den Scheiteltunnel unter dem Col de Jaman zu erreichen (1112 m Höhe). Die Steigung beginnt mit 6,5 % noch im Bahnhofsbereich, dann verschwindet die MOB-Linie im ersten Kehrtunnel. Hierbei kreuzen sich unterirdisch MOB und MGl. Über Fontanivent (zweite offene Kehrschleife), Chernex (MOB-Werkstatt), Sonzier (dritte Schleife, ebenfalls offen) steigt die Linie bis Chamby auf 748 m Höhe. Hier zweigt die frühere CEV-Linie nach Blonay ab, die heute von der Museumsbahn BC betrieben wird. Hinter Chamby verschwindet die MOB wieder in einem Kehrtunnel, kurvt dann nach Les Avants und zum Jaman-Tunnel hinauf, um jenseits des Tunnels bis auf 796 m wieder abzusteigen. Knapp oberhalb von Montbovon, bei Les Sciernes, unterbricht eine enge Kehrschleife den bislang gestreckten Abstieg nach Montbovon.

Montbovon ist Endpunkt der ebenfalls meterspurigen GFM-Strecke von Bulle. Neben dem Gemeischaftsbahnhof befinden sich ausgedehnte Gleisanlagen für Depot- und Werkstattzwecke. Von Montbovon wendet sich die MOB zunächst nach Süden, dann wieder ostwärts, um über La Tine Rossinière, Château d'Oex, Rougemount Saanen zu erreichen (1010 m). In einer großen Schleife über Gstaad steigt die Linie über Gruben und Schönried nach Saanenmöser. Hier liegt mit 1274 m der Scheitelpunkt. Der Abstieg nach Zweisimmen (941m) über Oeschseite und Halten erfolgt im letzten Abschnitt in Form einer Kehrschleife. In den letzten Jahren wurde der Moosbachtunnel völlig erneuert, indem neben dem alten Kehrtunnel ein neuer mit größerem Radius und größerem Profil (für Rollbockbetrieb) gebohrt wurde. Kurz vor Erreichen des Bahnhofs Zweisimmen mündet die ebenfalls meterspurige Simmentallinie der MOB über Lenk hier ein. In Zweisimmen besteht Übergang zur normalspurigen, von der BLS betriebenen, Simmentalbahn Spiez-Erlenbach-Zweisimmen (SEZ).

Die Zweiglinie nach Lenk folgt im wesentlichen dem Verlauf der Simme; mit Maximalsteigungen von nur 3,0 % und weitgehend gestreckter Trassierung weist sie keine Besonderheiten auf. Nach kompletter Erneuerung des Oberbaus und der Fahrleitung der gesamten Strecke Zweisimmen-Lenk wurde die Zweiglinie zum Fahrplanwechsel vom 30.9.1979 wieder in Betrieb genommen.

Für die Lokalzüge mit dichter Zugfolge auf den Abschnitten Montreux-Les Avants und Gstaad-Zweisimmen-Lenk stehen moderne Pendelzüge im Einmannbetrieb der 5000er Serie zur Verfügung. Die Regional- und die Schnellzüge werden entweder mit den Doppeltriebwagen ABDe 8/8 der Serie 4000 oder mit lokbespannt geführt. Die 1983 ausgelieferten Chopperlokomotiven GDe 4/4 6001-6004 sind sowohl für die Schnellzüge (u.a. die aus bis zu fünf Wagen bestehenden Panoramic-Expreszüge) wie auch für den anwachsenden Güterverkehr beschafft worden. Der Super-Panoramic-Express wird auch von BDe 4/4-Triebwagen geführt. Im Rangier- sowie im lokalen Güterverkehr sieht man noch oft die Triebwagen aus den Anfangsjahren der MOB.

Das wohl betrieblich interessanteste und unkonventionellste Angebot stellt zur Zeit der Crystal-Panoramic-Express dar. Die Steuerwagen des Zuges haben als Clou eine große Panoramascheibe am Bug mit einem Abteil für die Reisenden, die von dieser exponierten Lage einen fantastischen Ausblick auf die Strecke genießen können. Der Lokführer hat oberhalb dieses Panoramaabteils seinen Führerstand. Damit er trotzdem den Überblick behält, sind an der Front sowie an den Seiten Videokameras installiert.


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Copyright © 1996 Stefan Dringenberg, 10.06.96