Schmalspur-Nachrichten 2/1995 (Juli)
Nachrichten
BRB - Brienz-Rothorn-Bahn
Die Brienzer Rothorn-Bahn bietet für Interessierte einen Dampf-Workshop
an. In einem viertägigen Kurs können Eisenbahnfreunde den Umgang
mit einer Zahnraddampflok lernen. Der erste Kurs findet vom 9. bis zum 12.
Mai statt und kostet inclusive Übernachtung 1200 Schweizer Franken. Die
BRB ist während ihres Bestehens fast ausschließlich mit Dampf
betrieben worden. Weitere Informationen gibt es bei der
Brienz-Rothorn-Bahn, CH-3855 Brienz BE
FB - Forchbahn
Am 22. März wurde die neue Endstation der modernen Überlandstraßenbahn
in Esslingen in Betrieb gesetzt. Durch die Maßnahme nahm
die Betriebslänge der FB geringfügig ab. Jedoch konnte
die Anbindung an den Busverkehr deutlich verbessert werden und
auch einige Niveauübergänge konnten beseitigt werden.
Die Linie zum alten Bahnhof, der bereits verkauft worden ist,
wurde abgebrochen. Die neue Anlage besitzt drei überdachte
Gleise und vier Weichen. Im alten Bahnhof lag dagegen nur eine
einzige Weiche. Die Arbeiten für den Umbau dauerten zweieinhalb
Jahre; am 6. Mai fand die offizielle Einweihung statt.
LEB - Lausanne-Echallens-Bercher-Bahn
Am 28. Mai wurde in Lausanne der neue, unterirdische Bahnhof Lausanne-Chauderon
mit 540m neuer Tunnel- und 170m neuer oberirdischer Strecke in Betrieb
genommen.
Der alte Endbahnhof Lausanne-Chauderon, dessen Empfangsgebäude vor rund 120
Jahren als Provisorium aus Holz errichtet wurde, wurde aufgegeben.
Die Verlängerung bis Flon (TSOL/LO) läßt noch auf sich warten.
LSE - Luzern-Stans-Engelberg-Bahn
Ende 1994 wurde im schweizerischen Bundesrat der Kredit über 58 Mio.
Franken für den Neubau der Bergstrecke genehmigt. Weitere 10 Mio
Franken müssen von den beiden Halbkantonen Nidwalden und Obwalden
aufgebracht werden; hier sollen die Entscheidungen im Juni getroffen werden.
Geplant ist, die Steilstrecke Obermatt-Ghärst mit 24,7 % Steigung durch
eine neue Linie mit maximal 12 % zu ersetzen. Damit verbunden werden soll
eine Beschaffung von HGe 4/4 II Lokomotiven, wie sie bereits bei BVZ, Fo und
SBB in Dienst stehen.
Bei gutem Wetter sollen zwischen dem 4. Juni und dem 17. September auf der
Bergstrecke offene Aussichtswagen eingesetzt werden.
MOB - Montreux-Oberland Bernois-Bahn
Nach der Rhätischen Bahn und der Biere- Apples- Morges-Bahn
(BAM) hat nun auch die MOB die erste Maschine der Bauart Ge 4/4
erhalten. Im mechanischen Teil entsprechen sie den Ge 4/4 III
der RhB; der elektrische Teil wurde jedoch neu für den Gleichstrombetrieb
entworfen. Auffällig ist, daß die Dachstromabnehmer
um 180 Grad verdreht zur RhB-Version aufgebaut wurden. Vom Design
ähneln die Maschinen den Wagen des normalen Panoramic-Express,
den sie auch in Zukunft ziehen sollen. Da die Loks, im Gegensatz
zu den GDe 4/4, kein Gepäckabteil besitzen, sollen sie mit
zu Gepäckwagen umgebauten ehemaligen Plattformwagen eingesetzt
werden.
Die GDe 4/4 6004 wurde, wie auch schon die 6003 1993, farblich
an das Konzept des Crystal-Panoramic-Express angepaßt. Sie
soll ab Fahrplanwechsel mit der Komposition des ehemaligen Superpanoramic-Express
als "Golden Panoramic-Express" laufen. Der Zug erhält
für diesen Einsatz nun auch Wagen der zweiten Klasse.
Die beiden verbleibenden GDe 4/4 6001 und 6002 behalten weiterhin
den alten Anstrich und sollen in Zukunft als Triebfahrzeuge für
den Rollbockverkehr ab Zweisimmen sowie als Betriebsreserve dienen.
NStCM - Nyon-St.Cergue-La Cure-Bahn
Nachdem die Bahn bereits 1991 den ehemaligen BDe 4/4 22 der LEB
übernommen hatte, wurde dieser nun revidiert in einem neuen Farbkleid
vorgestellt. Der Triebwagen trägt nun die Bezeichnung BDe 4/4 221 und
wird hauptsächlich für Dienstfahrten eingesetzt, weshalb er mit
der alten Mittelpufferkupplung ausgrüstet ist.
RhB - Rhätische Bahn - Chur-Arosa-Linie
Jetzt ist es offiziell: Der Stromwechsel auf der ChA soll vor dem Bau des
Stadttunnels erfolgen. Die zur Zeit noch mit 2200 V Gleichstrom betriebene
Bahn soll Ende Sommer dem Stammnetz angepaßt werden und dann mit 11 kV
16 2/3 Hz Wechselstrom laufen.
Wegen der unsicheren Finanzierung wurde die Umstellung von dem Projekt des
Stadttunnels getrennt. Die Planung für diesen läft zwar weiter,
der Tunnel kann aber frühstens im Jahre 2003 realisiert werden.
Anderseits wurde die Trennung mit dem schlechten Zustand der alten
Gleichrichteranlagen, Fahrleitungen, Triebfahrzeugen und der veralteten
Gleichstrom-Hochspannungsheizung (1000V) begründet.
Hauptsächlich muß in den Tunnels und im Stadtbereich von Chur die
Fahrleitung höhergelegt werden. Auch müssen verschiedene
Tunnelprofile aufgeweitet werden. Die Arbeiten sollen noch im April/Mai 95
nach Ostern begonnen werden. Um die Arbeiten zu beschleunigen, soll in den
verkehrsarmen Monaten April-Juni und Oktober-Dezember der Betrieb jeweils
von Montag bis Freitag eingestellt werden.
Entgegen der ursprünglichen Planung sollen die modernisierten Ge 4/4 I
doch nicht auf der ChA eingesetzt werden. Versuche haben ergeben, daß
die über 40 Jahre alten Maschinen Probleme mit den engen Radien (60m)
haben. Zur Bewältigung der Hauptlast sollen deshalb Pendelzüge mit
Ge 4/4 II eingesetzt werden. Die jüngsten Triebwagen der ChA ABe 4/4
487 und 488 (Baujahr 1973) sollen auch in Zukunft weiter verwendet werden.
Sie werden fest mit Steuerwagen gekuppelt, in die Gleichrichter eingebaut
werden sollen. Die ABDe 4/4 481-486 (Baujahr 1957/58) sollen ausgemustert
werden. Da das übrige Rollmaterial bereits heute für das
Stammnetz tauglich ist, soll es auch nach der Umstellung weiter benutzt
werden.
RhB - Rhätische Bahn - Stammnetz
In diesem Jahr bietet die RhB erstmals seit 1989 wieder
fahrplanmäßige Dampfzugfahrten an. Die Fahrten gelten als Tests
für die weitere Inbetriebshaltung der drei verbliebenen Dampfloks.
Sollten die Fahrten nicht den erwünschten Erfolg haben, droht den
Maschinen G 4/5 107 und 108 sowie der ersten RhB-Lok G 3/4 1 "Rätia"
(Bj 1889) der Verkauf.
Es sollen folgende Fahrten stattfinden: Der Sonderzug "Surselva" fährt
am 2. und 16. Juli sowie am 1. und 27. August von Chur (ab 10.00) nach
Disentis (an 17.17). Am 23. Juli und am 13.August dampft der "Engadin" von
Samedan (ab 10.01) nach Scuol-Tarasp (an 17.08). Auf der Strecke sind
mehrere Fotohalte vorgesehen.
Zusätzlich zu dem offiziellen Angebot an dampfgeführten Zügen
finden jedoch auch einige Veranstaltungen privater Anbieter statt. Hoffen
wir, daß die Nachfrage groß genug bleibt ...
Am 1. April wurde das ca. zwei Kilometer lange Anschlußgleis
der AG Bündner Kraftwerke in Küblis erstmals von einem
Personenwagen befahren. Anläßlich einer Geburtstagsfahrt
kam der 1908 gebaute B2 2060 auf die 75 Jahre alte Strecke, wobei
von der Kraftwerkslok "Montania" (Bj. 1923) durch dichtes
Schneetreiben gezogen wurde.
Für die Erprobung der neuen Ge 4/4 III-Lokomotiven absolvierte die
Maschine 643 Mitte Mai ein Testprogramm im Furka-Basistunnel. Zu diesem
Zweck fuhr die mit Sintermetall- Bremssohlen ausgerüstete Lok am 15. Mai
nach Disentis, wo die notwendigen Anpassungsarbeiten (
Schleifstückwechsel, Bahnräumer) vorgenommen wurden.
Anschließend fuhr sie mit eigener Kraft, jedoch gesichert durch die
HGe 4/4 II 106 über den Oberalppass nach Andermatt.
Nach mehrtägigen Versuchen in Andermatt, Realp, Hospenthal und im
Basistunnel ist die Lok mittlerweile wieder auf dem gleichen Weg nach
Landquart zurückgekehrt. Erstmals wurden solche Versuche 1984 mit
einer Ge 4/4 II durchgeführt.
Wegen ihrer hohen Achslast werden die Ge 4/4 III auf bestimmten Strecken nur
mit reduzierter Geschwindigkeit eingesetzt, so z.B. auf demAbschnitt Ilanz-
Disentis. Auf Wunsch eines Davoser Hoteliers, der seinen Gästen eine
Fahrt mit einem hochmodernen Zug bieten wollte, wurde am 16. April der
Glacier-Express ausnahmsweise mit der Ge 4/4 III 645 bespannt.
Es gibt weitere Werbegüterwagen bei der RhB: Unter anderem von der PTT
sowie von Jacobs-Suchard. Letztere haben einen lila Werbewagen für
Milka in Auftrag gegeben.
Auch bei Lokomotiven folgt die RhB dem neuesten Trend: Die Ge 4/4 III 641
trägt eine Werbelackierung für den "Heidiland-Express". Allerdings
läuft sie derzeit planmäßig vor Zementtransporten ...
Die beiden Oldtimer Ge 2/4 221 und Ge 6/6 I 413, die bereits länger in
Landquart abgestellt waren, sind verschrottet worden.
RVO - Regionalverkehr Oberaargau
Am 10. März wurde die Revision der 78 Jahre alten Ge 4/4 126 des RVO in
der Werkstätte Langenthal abgeschlossen. Die Maschine trägt jetzt
ein neues Farbkleid und ist als Reserve für die Gepäcktriebwagen
RVO De 4/4 121 und SNB 321 noch immer unentbehrlich.
Quellen: Eisenbahn-Bagazin, Schweizer Eisenbahn-Revue, Peter Behrlich, Thorsten Schöler
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Copyright © 1995 Stefan Dringenberg,
30.07.95