Schmalspur-Nachrichten 1/1995 (April)
Nachrichten
Im Dezember '94 ist der bekannte Tunnelbauer Rudolf Amberg gestorben. Er war der
Oberbauleiter des 19 km langen Vereinatunnels der Rhätischen Bahn.
Bekannt wurde er durch die Vollendung des Furka-Basis-Tunnels, die unter
seiner Regie erfolgte.
Amberg entwicklte im Laufe seines Lebens viele Mesßsysteme, die
heutzutage weltweit eingesetzt werden, z.B. bei dem Bau des Eurotunnels
unter dem Ärmelkanals.
BLM - Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren
Am 3. Dezember wurde die neue Umladeanlage an der Bergstation
Grütschalp in Betrieb genommen. Lasten können nun innerhalb von
vier Minuten von der Standseilbahn auf die Rollbahn umgeladen werden. Die
Kosten des Ausbaus hielten sich in dem vorangeschlagenen Rahmen und wurden
von der BLM selbst aufgebracht.
BVZ - Zermatt-Bahn
Im November und Dezember wurden diee Lokomotive D.9 und die
Schneeschleuder L.09 der Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya (GFC)
bei der BVZ Zermattbahn erprobt. Die Maschinen sind von den Firmen ABB, SLM
und Stadler für die Strecke Ribes-Nuria in Katalonien gebaut worden.
Die Lokomotive verfügt über einen gemischten Adhäsions- und
Zahnradantrieb. Nach den erfolgreichen Probefahrten wurden die Lok und die
Schleuder im Laufe des Frühjahres bei der GFC in Spanien abgeliefert.
FO - Furka-Oberalp-Bahn
Am 4. Februar wurde die Oberalpstrecke der Furka- Oberalp- Bahn durch einen
Lokomotivdefekt für mehrere Stunden blockiert. Die HGe 4/4 II 108 war
mit einem Autozug im Tunnel Calmot I direkt hinter der Paßhöhe
liegengeblieben. Ein Regionalzug Disentis - Andermatt konnte den Zug bis in
die Station Oberalppaßhöhe zurück schieben. Der Zug wurde mit
der HGe 4/4 I 32, die von Andermatt kam, weiter geführt. Die 108 wurde
ca. drei Stunden später ins Depot Andermatt geschleppt. Trotz der
widrigen, hochwinterlichen Wetterverhältnisse wurde der Vorfall dank
des Zugfunks reibungslos bewältigt.
RhB - Rhätische Bahn
Vor dem Bahnhof Bergün wurde die Ge 6/6 I 407, eines der berühmten
Albula-Krokodile, aufgestellt. Die Maschine wurde 1922 gebaut und 1984
außer Dienst gestellt.
Die Finanzsituation des Bundes schlägt sich auch auf die RhB nieder. So
mußte für das Jahr 1995 ein Nothaushalt eingebracht werden. So
wurden besonders im Personalbereich Kosteneinsparungen durchgesetzt. So
werden Sozialleistungen gekürzt und Personalbestände abgebaut.
Auch der Unterhaltsstandard für die Fahrzeuge soll reduziert werden.
Trotz dessen erhalten mittlerweile auch alte Dienstfahrzeuge wie der Xe 4/4
9922 der Berninabahn ein Design nach den neuesten Richtlinien, wie z.B der
auffallend großen Betriebsnummer.
Im November 1994 wurde die letzte der neun neuen Ge 4/4 III abgeliefert.
Aufgrund des starken Winterverkehrs werden alle Maschinen meistens vor den
schweren Albulaschnellzügen eingesetzt, in Diensten der Ge 6/6 II, die
für andere Aufgaben frei wurden. Nur die Ge 4/4 III wird weiterhin
für Testfahrten mit den neuen Drehgestellen und der Verbesserung der
radial verstellbaren Radsätze zurückgehalten.
Durch den Einsatz der neuen Maschinen wurden die alten Ge 6/6 I fast aus
allen Diensten verdrängt. Ein Gepäckzug St. Moritz - Scuol
gehört zu den Ausnahmen. Seit kurzem werden allerdings wieder
Stückgüterzüge einmal in der Woche mit einem Krokodil
bespannt. Die Gleitlager der Maschinen würden sonst durch die langen
Stillstandzeiten Schäden erleiten.
Mit dem neu umgebauten Steuerwagen BDt 1722 kann nun ein weiterer Pendelzug
mit einer Ge 4/4 I gebildet werden. Aus diesem Grund fährt nur noch
einer der klassischen Pendelzüge mit ABe 4/4, einem B und einem BDt
zwischen Samedan und Pontresina. Für den Nachmittagsverkehr werden
deshalb zwei ABe 4/4 in Vielfachsteuerung eingesetzt. Zu den Leistungen
dieses Doppels zählt auch die Führung des Bernina-Express mit den
neuen Einheitswagen IV.
An eine Bestellung von weiteren Ge 4/4 III wird im Moment nicht gedacht. Im
Laufe der Umelektrifizierung der Chur- Arosa- Bahn besteht Bedarf für
Ersatz der vier ABe 4/4, die heute den Betrieb dort aufrecht erhalten.
Nachdem ursprünglich geplant war, die in den Jahren 1986-93
modernisierten Ge 4/4 I auf der ChA einzusetzten, sollen jetzt Neubautriebwagen
beschafft werden. Vom Typ her sollen sie sich an den ABe 4/4 III Triebwagen
51-56 der Berninabahn orientieren, die sich dort bestens bewähren.
Zum Fahrplanwechsel am 28. Mai 95 wird ein direkter Zug von Landquart
über Davos ins Engadin eingeführt. Der Zug mit dem auf Tourismus
ausgerichteten Namen "Heidiland/Bernina- Express" und dem Ziel St. Moritz
führt direkte Wagen bis Tirano.
SBB - Brünigbahn
Die Brünig-Bergstrecke wurde vom 2. November bis zum 16. Dezember 1994
zwischen den Stationen Meiringen und Giswil gesperrt. Der Verkehr wurde mit
Bussen aufrecht erhalten. Während der Sperrung wurden verschiedene
Unterhaltsarbeiten wie der Totalumbau des Abschnittes Lungern-Käppeli
durchgeführt.
Da keine durchgehenden Schnellzüge geführt werden konnten, wurden
die speziellen Reisezugwagen an die Luzern- Stans- Engelberg- Bahn
ausgeliehen. Unter anderem kamen der Panoramawagen As 102, der Jasswagen B
736 und der Barwagen WR 421 zum Einsatz.
Quellen: Eisenbahn-Magazin, Schweizer Eisenbahn-Revue
Nachrichten
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Stefan Dringenberg, 30.07.95